Melitta Group

Geschäftsbericht 2021

Wirtschafts­bericht

Rahmenbedin­gungen

Das wirtschaftliche Umfeld in den für die Gruppe relevanten Regionen wurde auch im abgelaufenen Jahr durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich zwar eine deutliche Erholung der Weltwirtschaft. Allerdings wirkten sich Lieferengpässe und starke Preissteigerungen für Rohstoffe und Bauteile sowie für Transport und Logistik auf die globalen Lieferketten nachteilig aus. Der damit einhergehende weltweite Inflationsdruck führte in großen Volkswirtschaften wie z.B. Nordamerika (+4,7 % in 2021) und Deutschland (+3,1 % in 2021) zu Inflations-Höchstständen seit fast drei Dekaden. Die Wirtschaftsentwicklung in der Europäischen Union zeigt sich mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von +5,2 % in 2021 dennoch äußerst positiv. Ähnlich robust zeigte sich mit einem Wachstum von +5,6 % das Bruttoinlandsprodukt der USA. Förderlich wirkten in diesem Zusammenhang u.a. staatliche Konjunkturprogramme wie z.B. der im Frühjahr verabschiedete American Rescue Plan mit einem Umfang von 1,9 Billionen US-Dollar. Das BIP Brasiliens wuchs 2021 um 4,6 %, allerdings begleitet durch hohe Inflation und Arbeitslosigkeit, nachdem es 2020 um 3,9 % zurückgegangen war. In China ist die Wirtschaft in 2021 trotz steigender Unsicherheiten insbesondere im Immobilienmarkt um rund +8,1 % gewachsen.

Auch der globale Kaffeemarkt war durch die zuvor erwähnten Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten geprägt. So erhöhte sich – u.a. durch Extremwetter in den Anbauregionen – der durchschnittliche Rohkaffeepreis im Jahresverlauf 2021 um mehr als +75 %. Das Volumen des Kaffeemarktes in Deutschland stieg um +1,6 % an, maßgeblich getrieben durch das Ganze Bohne-Segment (+13,3 %). Der Kaffeemarkt in Brasilien zeigte in 2021 einen Rückgang im Volumen von 7,1 %. Der US-amerikanische Röstkaffeemarkt hatte ebenfalls einen Volumenrückgang i. H. v. 8,4 % zu verzeichnen.

Geschäftsverlauf

Insgesamt hat sich die Melitta Group in diesem herausfordernden Umfeld gut behauptet. Der Umsatz ist weiter gestiegen, wenngleich der schwierige Beschaffungsmarkt und die zeitlich teilweise nur verzögert mögliche Weitergabe von Preisanpassungen an den Handel die Potenziale in der Ertragsentwicklung beeinträchtigt haben.

Weil sich auch in 2021 viele Menschen überdurchschnittlich häufig zu Hause aufhielten, hat sich die Pandemie positiv auf das Endverbrauchergeschäft ausgewirkt, aber auch weiterhin zu Einbußen im Außer-Haus-, Gastronomie- und Cateringbereich geführt. Mit den Lockerungen der Corona-Verordnungen im zweiten Quartal haben sich jedoch die beiden Effekte wieder ein wenig in die jeweils andere Richtung normalisiert. Aufgrund der konsequenten Umsetzung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen unserer Mitarbeitenden konnte die Produktion in allen Unternehmensbereichen über das gesamte Jahr stabil verlaufen. Kleinere Beeinträchtigungen traten lediglich wegen teilweise fehlender Vormaterialien auf.

A) Kaffee und Tee

Der gesamte Kaffeeabsatz im Geschäftsfeld Kaffee der Melitta Group betrug 190 Tsd. Tonnen in 2021 und liegt damit um +9,2 % über dem Vorjahreswert (174 Tsd. Tonnen). Im deutschen Kaffeemarkt konnte der Marktanteil auf 11,3 % (Vorjahr 9,5 %) ausgebaut werden. Wesentliche Treiber waren die Produkte im Bereich Filterkaffee und Ganze Bohne. In Südamerika wurde trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, hoher Arbeitslosigkeit und Inflationsrate ein Volumenwachstum von +3,8 % verzeichnet. Darüber hinaus konnte die Melitta Group in Südamerika ihre Marktanteile ausbauen. Vor dem Hintergrund des seit Jahren anhaltenden Wachstums des Kaffeegeschäftes in Brasilien haben wir in 2021 unsere Produktionsstandorte überprüft und für die Zukunft neu ausgerichtet. Infolgedessen wurde die Kaffeerösterei im brasilianischen Bom Jesus in den neuen Produktionsstandort Varghina in die Region Minas Gerais verlagert. Mit dieser Entscheidung profitieren wir von der Nähe zu unseren Hauptlieferanten für Kaffee in den Regionen Belo Horizonte, Rio de Janeiro und São Paulo. Minas Gerais ist zudem eines der Hauptanbaugebiete für Rohkaffee in Brasilien. Die Marke Café Bom Jesus® bleibt jedoch erhalten. In den USA konnten wir durch die Gewinnung neuer Aufträge unser B2B-Volumen deutlich ausweiten.

Für den Vertrieb der Produkte unter der Premium-Teemarke Avoury® wurden in 2021 der weitere Ausbau unseres Händlernetzwerks und innovative Vermarktungswege umgesetzt. Die erzielten Verkaufserlöse liegen aufgrund Coronabedingter Vermarktungseinschränkungen noch nicht auf dem erwarteten Niveau.

Die Sportsponsoring-Aktivitäten mittels Partnerschaften mit Manchester United, Borussia Dortmund und Arminia Bielefeld haben auch in 2021 zu einer weiteren Belebung des Markenauftritts von Melitta beigetragen.

In 2021 hat die Gruppe ihre Beteiligung an der Roast Market GmbH ausgebaut. Roast Market ist europaweit einer der am schnellsten wachsenden Kaffee-Fachhändler im Online-Geschäft. Die Melitta Group hat ihre Anteile von 25,5 % auf 72,0 % aufgestockt. Mitgesellschafter ist die TEC The Enabling Company GmbH (28 %), eine Gesellschaft des Burda-Konzerns.

Mit dem Erwerb eines Anteils von 70 % an Caffè Corsini, Italien wurde die Internationalisierungsstrategie im europäischen Kaffeegeschäft fortgesetzt und ein Zugang zum italienischen Retail- und Foodservice-Geschäft geschaffen. Caffè Corsini ist ein traditionsreiches Familienunternehmen mit eigenen Premium-Marken.

B) Kaffeezubereitung

Während der Absatz bei Filterpapieren das erfolgreiche Vorjahresniveau nicht bestätigen konnte, ist der Absatz von Filterkaffeemaschinen im Vergleich zu 2021 leicht gestiegen. Der Markt für Kaffeevollautomaten für den privaten Haushalt ist auch durch vermehrten Konsum zu Hause in 2021 weiter gewachsen und trägt mit einem Volumenzuwachs von +23 % zur positiven Entwicklung bei.

Die Lockerungen der Corona-Verordnungen im Laufe des Jahres 2021 haben das Geschäft der professionellen Heißgetränkeversorgung wieder etwas belebt, teilweise musste dennoch auf Kurzarbeit zurückgegriffen werden. Gleichzeitig konnte der angepasste Markenauftritt umgesetzt werden und damit die gestiegene Geschäftstätigkeit unterstützen. Einen positiven Umsatzbeitrag konnten trotz der noch allgemein geringen Investitionsneigung einzelne internationale Großaufträge bewirken. Das Geschäft soll zudem auch durch neu gegründete Gesellschaften in Kanada und Polen weiter internationalisiert werden. Im Bereich Office Coffee Solutions (OCS) wurde der Markenauftritt ebenfalls überarbeitet und ein neuer Internetauftritt entwickelt.

C) Haushaltsprodukte

Erfreulicherweise konnten die in 2020 erzielten Marktanteile in allen Produktgruppen für den Privathaushalt gehalten bzw. ausgebaut werden. Der Bereich Foodservice hat sich im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt. Alle Bereiche wurden ergebnisseitig durch deutliche Kunststoff- und Aluminiumpreissteigerungen an den Rohstoffmärkten beeinflusst. Beispielhaft für Materialpreissteigerungen sei hier die Entwicklung des Kunststoffpreisindex Plastixx aufgeführt. Der Index lag per Dezember 2021 um rund 63 % über dem Vorjahreswert. Gegenmaßnahmen wie z.B. Preisverhandlungen und Kostensenkungen konnten den negativen Effekt auf unsere Deckungsbeiträge teilweise kompensieren. Mit der Weiterverfolgung der bereits in den Vorjahren initiierten Nachhaltigkeitsinitiative sollen ökologisch verträgliche Produkte kontinuierlich weiterentwickelt werden. Nach wie vor gilt das Ziel, zum Jahr 2025 ausschließlich recycelte oder nachwachsende Rohstoffe für die Produkte und Verpackungen zu verwenden. Die meisten Produkte unter der Marke Toppits® werden seit 2021 nun zu 35 Prozent mit recycelten Ressourcen hergestellt.

Der Geschäftsverlauf der in 2018 mehrheitlich übernommenen Cuki Gruppe verlief auch in 2021 erfolgreich. In ihrem Kerngeschäft Aluminium konnte die Cuki Gruppe in 2021 ihr Portfolio insbesondere im B2B-Bereich ausbauen. Projekte wurden im Rahmen der laufenden Integration in die Melitta Group weiterentwickelt. Die Beteiligung an der Cuki Alfatec in Polen wurde im vierten Quartal 2021 veräußert.

Im Bereich der Staubfilterbeutel konnte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr im Bereich der Geschäftskunden bestätigt werden, während bei den Privatkunden ein geringfügiger Rückgang zu verzeichnen war.

D) Übrige Geschäfte

Die Tapetenindustrie leidet auch in 2021 unter einem Nachfragerückgang. Um die Abhängigkeit von diesem Kundenbereich zu reduzieren, wurden weiter kontinuierlich Produktlösungen für andere Branchen entwickelt. Bedauerlicherweise musste dennoch der Geschäftsbetrieb von Neukölln Spezialpapier zu Mitte 2021 nach sorgfältiger Prüfung eingestellt werden, nachdem die zahlreichen Maßnahmen keinen nachhaltigen Erfolg aufgezeigt haben und das sehr intensive Wettbewerbsumfeld und die Märkte auch mittel- bis langfristig keine Anzeichen einer Verbesserung zeigen.

Ertragslage

Die Melitta Group erzielte in 2021 einen Umsatz in Höhe von 1.882 Mio. €. Im Vergleich zum Vorjahr (1.733 Mio. €) entspricht dies einer nominalen Steigerung um +8,6 %. Währungsbereinigt beträgt der Umsatzanstieg rund +11 %. Vor dem Hintergrund der zu Beginn des Jahres 2021 weiterhin bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich die Erwartungen eines leichten Umsatzanstiegs mehr als erfüllt.

Die Entwicklung der einzelnen Unternehmensbereiche zeigt, dass die Geschäftsfelder durch die Gewinnung von Marktanteilen und Steigerungen im Absatz weitestgehend ausgebaut werden konnten. Allerdings führten die gestiegenen Kosten zur Beschaffung von Material und für den Einkauf von Logistikdienstleistungen zu einer spürbaren Ergebnisbelastung, welche jedoch teilweise durch Gegenmaßnahmen abgemildert werden konnte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Gesamtentwicklung der Melitta Group im Berichtsjahr als insgesamt zufriedenstellend dar. Wesentliche Investitionen wurden insbesondere in unseren Maschinenpark sowie den beschriebenen M&A-Transaktionen vorgenommen.

Die nachstehende Tabelle zeigt die Aufteilung des konsolidierten Netto-Umsatzes:

in Tsd. €

31.12.2021

31.12.2020

Kaffee

706.697

582.604

Haushaltsprodukte

613.814

593.030

Kaffeezubereitung

518.162

505.141

Übrige

43.450

51.980

 

 

 

Konzern

1.882.123

1.732.755

Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffee liegt um 21,3 % über dem Vorjahr, insbesondere aufgrund von Absatz- und Preissteigerungen.

Die Umsatzerlöse im Geschäftsfeld Haushaltsprodukte lagen rund +3,5 % über dem Vorjahresniveau. Neben den Markenprodukten haben insbesondere der Bereich Foodservice und die positive Entwicklung der Cuki Gruppe zu dieser Entwicklung beigetragen.

Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffeezubereitung liegt um +2,6 % über dem Vorjahr. Dabei trugen im Wesentlichen die Umsatzzuwächse in den Bereichen Filterkaffeemaschinen und Kaffeevollautomaten bei. Die durch die Lockerung der Corona-Verordnungen resultierende Wiederbelebung der professionellen Heißgetränkezubereitung in der Individual- und Systemgastronomie wird sich erwartungsgemäß erst im Folgejahr niederschlagen.

Vermögens- und Finanzlage

A) Vermögens- und Kapitalstruktur

Die Konzernbilanz der Melitta Group weist zum 31. Dezember 2021 ein Eigenkapital in Höhe von 307 Mio. € aus. Die Erhöhung zum Vorjahr i. H. v. 20 Mio. € ist per Saldo auf den Konzernjahresüberschuss, Veränderungen der erfolgsneutralen Währungsumrechnung sowie Einlagen und Entnahmen der Gesellschafter und Veränderungen des Konsolidierungskreises zurückzuführen.

Die Eigenkapitalquote beträgt 26 %. Hierbei wurde die Bilanzsumme um Bankguthaben, Wertpapiere des Anlage- / Umlaufvermögens sowie in sonstigen Aktiva enthaltene Finanzmitteläquivalente gekürzt.

Die Nettobankverschuldung der Melitta Group zum 31. Dezember 2021 beträgt 236 Mio. € (Vorjahr 176 Mio. €) und setzt sich zusammen aus Bankverbindlichkeiten und liquiden Mitteln; einschließlich weiterer verzinslicher Nettofinanzverbindlichkeiten beträgt die Nettofinanzverschuldung 243 Mio. € (Vorjahr 189 Mio. €). Wesentlicher Hintergrund des Verschuldungsanstiegs ist die Entwicklung des Working Capital Bedarfes in unseren Geschäftsfeldern.

Die Bankverbindlichkeiten erhöhten sich um 37 Mio. € von 342 Mio. € auf 379 Mio. €. Einen Teil einer im Jahr 2022 fällig werdenden Schuldscheintranche haben wir im April 2021 vorzeitig bilateral mit 5- und 7-jähriger Laufzeit refinanziert.

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen erhöhten sich von 174 Mio. € auf 178 Mio. €. Bei den übrigen Rückstellungen einschließlich Steuerrückstellungen ergab sich eine Reduzierung um 1 Mio. € auf 160 Mio. €, die sich im Wesentlichen bei den Vertriebsrückstellungen zeigt. In 2021 konnten zeitnahe Abrechnungen eine Rückstellungsbildung vermeiden.

Zum 31. Dezember 2021 sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen der Melitta Group im Vergleich zum Vorjahr um 57 Mio. € auch aufgrund von Preissteigerungen gestiegen. Bei den sonstigen Verbindlichkeiten ergab sich eine Reduktion um 6 Mio. € auf 65 Mio. €.

Die Bilanzsumme des Konzerns hat sich um 114 Mio. € von 1.211 Mio. € auf 1.325 Mio. € erhöht.

Im Anlagevermögen war zum Bilanzstichtag per Saldo eine Erhöhung um 31 Mio. € zu verzeichnen. Die Finanzanlagen erhöhten sich hierbei per Saldo um insgesamt 34 Mio. € im Wesentlichen durch den Kauf von Anteilen an Roast Market und Caffè Corsini. Die Melitta Group investierte 50 Mio. € in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen, im Wesentlichen in den Maschinenpark sowie in Software. Gegenläufig wirkten sich Abschreibungen in Höhe von rund 51 Mio. € und sonstige Veränderungen aus.

Die kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich um 84 Mio. € von 794 Mio. € auf 878 Mio. €. Der Anstieg ist im Wesentlichen auf den Aufbau der Vorräte zurückzuführen. Dies ist durch allgemeine Rohstoffpreissteigerungen und mit höheren Beständen zur Vermeidung von Lieferengpässen zu begründen.

B) Liquidität

Die Liquidität der Melitta Group wird anhand der Kapitalflussrechnung analysiert. Aus der laufenden Geschäftstätigkeit erwirtschaftete die Gruppe in 2021 einen Mittelzufluss. Ein Mittelabfluss ergab sich aus der Investitionstätigkeit. Die Finanzierungstätigkeit umfasst im Wesentlichen Entnahmen der Gesellschafter und die Netto-Neuaufnahme von Bankverbindlichkeiten.

Im Geschäftsjahr 2021 standen dem Konzern unverändert ausreichende Barkreditlinien zur Betriebsmittelfinanzierung zur Verfügung.

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