Wirtschaftsbericht
Rahmenbedingungen
Das wirtschaftliche Umfeld in den für die Gruppe relevanten Märkten wurde im abgelaufenen Jahr maßgeblich durch die anhaltenden Herausforderungen in den Lieferketten und die außerordentlich hohen Inflationsraten, u. a. als Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges, beeinflusst. Um der weltweit steigenden Inflation entgegenzuwirken, erhöhten die Zentralbanken die Leitzinsen.
Vor allem im EU-Raum mit seiner geografischen Nähe und seiner Abhängigkeit von Gaslieferungen zeigten sich die Auswirkungen deutlich. In Deutschland lag die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2022 bei 7,9 % (3,1 % in 2021) und erreichte im Jahresverlauf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.
Zwar ist 2022 das BIP gleichzeitig um 1,9 % gewachsen, dennoch führten die Rohstoff- und Energiepreise sowie die gestiegenen Zinsen im Jahresverlauf zu einem merkbar eingetrübten Geschäfts- und Konsumklima. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich für das Jahr 2022 in Italien mit einer Inflationsrate von 8,7 % und einem BIP-Wachstum von 3,9 % sowie in Frankreich mit einer Inflationsrate von 5,9 % und einem BIP-Wachstum von 2,6 %. In Großbritannien betrug das Wachstum 4,0 % (bei einem Anstieg der Konsumentenpreise von 7,9 %). Die Inflationsrate in den USA betrug im Jahresdurchschnitt 2022 6,5 %, während die Wirtschaft auch aufgrund des positiven Arbeitsmarktes um 2,1 % wuchs.
Das Wachstum in Brasilien betrug 2,9 %, allerdings schwächten Inflation und gestiegene Zinsen die Kaufkraft. In China ist die Wirtschaft 2022 mit 3,0 % vor allem durch den Einbruch des Immobiliensektors, die anhaltenden Corona-Restriktionen und den Exportrückgang deutlich unter Vorjahr (8,4 %) gewachsen.
Geschäftsverlauf
Insgesamt hat sich die Melitta Group in diesem herausfordernden Umfeld gut behauptet. Der Umsatz ist 2022 erneut gestiegen, wenngleich der überwiegende Anstieg auf Preiserhöhungen zurückzuführen ist, die aufgrund der Entwicklungen in den Rohstoff-, Logistik- und Energiemärkten notwendig wurden. Außerdem trugen die erstmalig in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen Corsini und Roast Market zum Anstieg der Umsätze bei.
A) Kaffee und Tee
Der 2022 erzielte Absatz im Geschäftsfeld Kaffee der Melitta Group betrug insgesamt 167 Tsd. Tonnen und liegt damit um 12 % unter dem Vorjahreswert (190 Tsd. Tonnen). Die Marktanteile am Kaffeegeschäft in Deutschland blieben mit 11 % nahezu auf Vorjahresniveau (11,3 %). Um die Lieferfähigkeit in einem schwierigen Beschaffungsmarktumfeld und bei einer möglichen Gasverknappung weiterhin zu gewährleisten, mussten die Rohkaffee- und Fertigwarenbestände im Verlauf des Jahres 2022 überdurchschnittlich aufgestockt werden. Die wesentlichen Volumenrückgänge in den Regionen Nord- und Südamerika, wo die geschwächte Kaufkraft zu einer verstärkten Mengennachfrage der Konsumenten nach niedrigpreisigen Wettbewerbsprodukten führte, resultierten vorrangig aus den Preismaßnahmen der jeweiligen Gesellschaften zur Absicherung der relativen Rohertragsmargen.
Für den Vertrieb der Produkte unter der Premiumteemarke Avoury® wurden 2022 das Händlernetzwerk und innovative Vermarktungswege weiter ausgebaut. Das Gleiche gilt für Roast Market, wo das Wachstum im Handelsvolumen fortgeführt werden konnte.
B) Kaffeezubereitung
Im Bereich der professionellen Kaffeemaschinen konnte in 2022 – auch durch die Wiederbelebung des Kundenumfeldes nach der Corona-Pandemie – das Niveau der erbrachten Leistungen im Vergleich zum Vorjahr spürbar gesteigert werden.
Im Bereich der Filterpapiere kam es – aufgrund von Preismaßnahmen zur Absicherung der relativen Rohertragsmargen – zu einem moderaten Absatzrückgang von -6 %.
Nachdem sich der Absatz von Filterkaffeemaschinen und Kaffee-Vollautomaten in den Vorjahren auch durch die Corona-Pandemie außerordentlich positiv entwickelte, ergab sich aufgrund der Normalisierung und des schwierigen Konsumklimas sowie den zur Absicherung der Rohertragsmargen initiierten Preismaßnahmen ein Mengenrückgang von -36 % bzw. -20 %.
C) Haushaltsprodukte
Nach außerordentlich positiven Effekten durch die Corona-Pandemie der Vorjahre ist die Gesamtnachfrage der Kunden und damit das Gesamtvolumen in den relevanten Märkten unter Vorjahresniveau. Dies gilt auch für die jeweiligen Produktgruppen der Melitta Group in diesem Geschäftsfeld.
Alle Bereiche wurden auf der Ergebnisseite allerdings durch deutlich gestiegene Kunststoff- und Aluminiumpreise an den Rohstoffmärkten beeinflusst. Beispielhaft für die Materialpreisentwicklung sei hier die Entwicklung des Kunststoffpreisindex Plastixx aufgeführt. Gegenmaßnahmen wie z. B. hieraus resultierende Preisverhandlungen und Kostensenkungen konnten den negativen Effekt auf die Deckungsbeiträge nur teilweise kompensieren.
Der begonnene Weg zur vollständigen Zirkularität der Haushaltsprodukte und Verpackungen wird trotz herausfordernder Rahmenbedingungen weitergegangen. Nach wie vor gilt das Ziel, zum Jahr 2025 ausschließlich recycelte, recyclingfähige oder nachwachsende Rohstoffe für die Produkte und Verpackungen zu verwenden. Am Ende des Jahres 2022 wurden bereits die Hälfte der Cofresco Produkte aus Abfällen oder Reststoffen hergestellt. Den größten Anteil machen hierbei die Lebensmittelfolien und -beutel mit 70 % recycelten Ressourcen sowie die Müllbeutel mit 80 % recyceltem Plastik aus.
Der Geschäftsverlauf der 2018 mehrheitlich übernommenen Cuki Gruppe verlief auch 2022 erfolgreich. In ihrem Kerngeschäft Aluminium konnte die Cuki Gruppe ihre Marktanteile trotz eines insgesamt rückläufigen Marktes weiter ausbauen. Im Bereich der Staubfilterbeutel ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahr auch aufgrund anhaltender Vertragsverhandlungen mit Geschäftskunden rückläufig.
D) Übrige Geschäfte
Im Bereich der flexiblen Verpackungen für die Konsumgüterindustrie konnte ein höherer Absatz als im Vorjahr erzielt werden. Die energieintensive Branche der Tapetenindustrie wurde in 2022 von den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen weiterhin beeinträchtigt.
Ertragslage
Die Melitta Group erzielte 2022 einen Umsatz in Höhe von 2.284 Mio. €. Im Vergleich zum Vorjahr (1.882 Mio. €) entspricht dies einer nominalen Steigerung von 21 %. Währungsbereinigt beträgt der Umsatzanstieg rund 18 %. Vor dem Hintergrund der zu Beginn des Jahres 2022 weiterhin bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des eingetrübten Konsum- und Geschäftsklimas bei hohen Inflationsraten, u. a. als Ergebnis des Russland-Ukraine-Krieges, haben sich die Erwartungen an den Umsatz erfüllt.
Die Entwicklung der einzelnen Unternehmensbereiche zeigt, dass die Umsätze in den Geschäftsfeldern teilweise durch die Gewinnung von Marktanteilen, vor allem aber durch erforderliche Preisanpassungen, gestiegen sind. Gleichzeitig führten die zum Teil stark gestiegenen Material-, Energie- sowie Transportkosten zu einer spürbaren Ergebnisbelastung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Gesamtentwicklung der Melitta Group im Berichtsjahr als insgesamt zufriedenstellend dar. Wesentliche Investitionen wurden insbesondere in das Sachanlagevermögen sowie in zukunftsorientierte Projekte vorgenommen.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Aufteilung des konsolidierten Netto-Umsatzes:
in Tsd. € |
31.12.2022 |
31.12.2021 |
---|---|---|
Kaffee |
1.057.753 |
706.697 |
Haushaltsprodukte |
634.507 |
613.814 |
Kaffeezubereitung |
548.667 |
518.162 |
Übrige |
43.117 |
43.450 |
|
|
|
Konzern |
2.284.054 |
1.882.123 |
Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffee liegt – insbesondere aufgrund von Preissteigerungen – um 49,7 % über dem Vorjahr.
Die Umsatzerlöse im Geschäftsfeld Haushaltsprodukte liegen um 3,4 % über dem Vorjahresniveau. Zu dieser Entwicklung haben insbesondere der Bereich Foodservice und die Cuki Gruppe beigetragen.
Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffeezubereitung liegt um 5,9 % über dem Vorjahr. Die Wiederbelebung der professionellen Heißgetränkezubereitung in der Individual- und Systemgastronomie durch die Lockerung der Corona-Verordnungen wirkte sich erwartungsgemäß positiv aus. Darüber hinaus trugen auch Preiserhöhungen in den Bereichen Filterpapier, Filterkaffeemaschinen und Kaffee-Vollautomaten zu dieser Entwicklung bei, die die Absatzrückgänge teilweise kompensieren konnten.
Vermögens- und Finanzlage
A) Vermögens- und Kapitalstruktur
Die Konzernbilanz der Melitta Group wies zum 31. Dezember 2022 ein Eigenkapital in Höhe von 324 Mio. € aus. Die Erhöhung zum Vorjahr i. H. v. 17 Mio. € ist per Saldo auf den Konzernjahresüberschuss, Veränderungen der erfolgsneutralen Währungsumrechnung sowie Einlagen und Entnahmen der Gesellschafter und Veränderungen des Konsolidierungskreises zurückzuführen.
Die Eigenkapitalquote beträgt 26 %. Hierbei wurde die Bilanzsumme um Bankguthaben, Wertpapiere des Anlage-/Umlaufvermögens sowie in sonstigen Aktiva enthaltene Finanzmitteläquivalente gekürzt.
Die Nettobankverschuldung der Melitta Group zum 31. Dezember 2022 beträgt 243 Mio. € (Vorjahr 236 Mio. €) und setzt sich zusammen aus Bankverbindlichkeiten und liquiden Mitteln. Die Nettofinanzverschuldung beträgt einschließlich weiterer verzinslicher Netto-Finanzverbindlichkeiten 255 Mio. € (Vorjahr 243 Mio. €).
Zur Liquiditätssteuerung und Optimierung des Working Capitals wurde im Rahmen eines ABCP-Programms (Asset Backed Commercial Papers) ein Teil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen verkauft.
Die Bankverbindlichkeiten reduzierten sich um 18 Mio. € von 379 Mio. € auf 361 Mio. €.
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen reduzierten sich von 178 Mio. € auf 176 Mio. €. Bei den übrigen Rückstellungen einschließlich Steuerrückstellungen ergab sich eine Verringerung um 11 Mio. € auf 149 Mio. €. Vor allem Steuer- und Personalrückstellungen fielen aufgrund des Ergebnisrückgangs geringer aus.
Zum 31. Dezember 2022 sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen der Melitta Group im Vergleich zum Vorjahr um 27 Mio. € – auch aufgrund von Preissteigerungen – gestiegen.
Die sonstigen Verbindlichkeiten haben sich gegenüber dem Vorjahr um 24 Mio. € erhöht. Hintergrund sind vor allem höhere Steuerverbindlichkeiten sowie mit dem ABCP-Programm verbundene Verbindlichkeiten.
Die Bilanzsumme des Konzerns erhöhte sich um 39 Mio. € von 1.325 Mio. € auf 1.364 Mio. €.
Das Anlagevermögen entsprach in etwa der Höhe des Vorjahres. Die Finanzanlagen reduzierten sich per Saldo um insgesamt 43 Mio. €, insbesondere aufgrund der Erstkonsolidierung der Roast Market GmbH sowie der Corsino Corsini S.r.L. Die Melitta Group investierte 50 Mio. € in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen, im Wesentlichen in den Maschinenpark sowie in Software. Gegenläufig wirkten sich Abschreibungen in Höhe von 54 Mio. € und sonstige Veränderungen aus.
Die kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich um 39 Mio. € von 878 Mio. € auf 917 Mio. €. Dieser Anstieg ist vor allem auf das Vorratsvermögen zurückzuführen, das sich infolge allgemeiner Rohstoffpreissteigerungen und höherer Bestände zur Vermeidung von Lieferengpässen vergrößerte.
B) Liquidität
Die Liquidität der Melitta Group wird anhand der Kapitalflussrechnung analysiert. Aus der laufenden Geschäftstätigkeit erwirtschaftete die Gruppe 2022 einen Mittelzufluss. Ein Mittelabfluss ergab sich aus der Investitionstätigkeit. Die Finanzierungstätigkeit umfasst im Wesentlichen die Reduzierung von Finanzverbindlichkeiten, Entnahmen der Gesellschafter und Zinszahlungen.
Im Geschäftsjahr 2022 standen dem Konzern unverändert ausreichende Barkreditlinien zur Betriebsmittelfinanzierung zur Verfügung.