Melitta Group Jahresbericht 2022

Wir gestalten die Zukunft des Kaffees

Herausforderung

In unserem Geschäftsfeld Kaffee sind wir insbesondere auf den Bezug von Rohkaffee angewiesen, den wir in unseren eigenen Röstereien in Europa, in Nordamerika und in Südamerika weiterverarbeiten. Um die von uns angebotenen Qualitäten und Mengen bereitstellen zu können, treten wir in nahezu allen Kaffeeanbaugebieten der Welt als Nachfrager auf. Wir beziehen den Rohkaffee von Farmern, Kooperativen, Exporteuren, Importeuren und internationalen Rohkaffeehändlern.

In den letzten Jahren ist der Konsum von Kaffee, der überwiegend von Kleinfarmern im so genannten Kaffeegürtel entlang des Äquators angebaut wird, weltweit gestiegen. Marktstudien gehen von einem weiteren kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage aus. Daraus ergeben sich mittel- und langfristig Chancen für alle Akteure der Wertschöpfungskette. Um diese Chancen nutzen zu können, bedarf es jedoch eines umfassenden Engagements für einen zukunftsfähigen Kaffeeanbau, da die Produzenten und ihre Gemeinschaften in vielen Regionen vor komplexen Herausforderungen stehen:

  • Ökologisch: Klimawandel, Abnahme der Artenvielfalt, Bodendegradation, Wassermangel, Pestizideinträge
  • Sozial und gesellschaftlich: Risiko der Verletzung von Menschenrechts-, Arbeits- und Gleichstellungsstandards, Landflucht
  • Ökonomisch: Risiken durch schwankende Marktpreise, unsichere Ernten, schlechten Marktzugang

Darüber hinaus bestehen Herausforderungen beim Transport, beim Rösten und beim Verpacken von Kaffee.

Ziele und KPIs

Durch die Weiterentwicklung unserer auf dem Zielbild „Kaffee der Zukunft“ basierenden Strategie und der daraus abgeleiteten Maßnahmen im Sektor und in unseren Lieferketten bietet sich uns die Chance, einen zukunftsfähigen Kaffeeanbau zu etablieren, der es uns auch in Zukunft ermöglicht, unseren Kunden die gewünschten Qualitäten in ausreichender Menge anzubieten.

Unser Ziel ist es, bis spätestens 2030 ausschließlich Rohkaffee zu beziehen und Röstkaffee zu verkaufen, den wir als „Kaffee der Zukunft“ bezeichnen:

Der „Kaffee der Zukunft“

… stammt aus einem Kaffeeanbau, von dem alle Beteiligten vor Ort dauerhaft gut leben können, und der die ökologischen Systeme vor Ort erhält bzw. regeneriert,

… wird klimaschonend und unter nachhaltiger Wassernutzung verarbeitet, transportiert und geröstet,

… hat eine recycelbare und – soweit immer möglich – eine mehrfach nutzbare oder aus Rezyklaten hergestellte Verpackung,

… wird energiesparend zubereitet und

… geht – sofern entsprechende Strukturen vorhanden sind – im Sinne der Circular Economy als Kaffeesatz in die jeweils ökologisch beste Verwertung ein (stoffliche Wiederverwertung, Kompostierung).

Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir auf einen Mix aus Maßnahmen entlang des gesamten Wertschöpfungszyklus:

  • Kaffeeanbau und -ernte: Entwicklung und Umsetzung von Projekten zur Bekämpfung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen der Kaffeefarmen, ihrer Mitarbeitenden und Gemeinschaften, mit dem Ziel der Skalierung der Ergebnisse in den Anbauländern und -regionen
  • Beschaffung: Steigerung des Anteils an bezogenem Rohkaffee mit Nachhaltigkeitszertifizierungen und -verifizierungen entlang des Coffee Sustainability Reference Code der Global Coffee Platform
  • Produktion und Transport: Ausbau eines ressourcenschonenden Röstens und eines klimaschonenden Transports
  • Verpackung: Ausweitung des Anteils ökologischer Verpackungen
  • Marketing: Steigerung des Bewusstseins für nachhaltigen Konsum mit entsprechenden Marketing- und Kommunikationsaktivitäten
  • Recycling, Verwertung, Beseitigung: Erarbeitung von Maßnahmen zur Kreislaufführung der biogenen Wertstoffe

Um ein effizientes und abgestimmtes Verhalten aller Unternehmensbereiche der Melitta Gruppe sicherzustellen, haben wir eine Theory of Change entwickelt. In dieser nehmen wir eine Priorisierung der Handlungsfelder und der angestrebten Ergebnisse vor und leiten daraus unsere Maßnahmen ab. Für jeden Unternehmensbereich sind Roadmaps entwickelt worden oder werden derzeit erarbeitet bzw. weiterentwickelt.

Wir sind davon überzeugt, dass den zahlreichen Nachhaltigkeitsherausforderungen in der Kaffee-Wertschöpfungskette nur durch gemeinschaftliches und unternehmensübergreifendes Engagement wirksam begegnet werden kann. Als einer der zehn größten Röster weltweit sehen wir uns daher in der Verantwortung, uns in nationalen und internationalen Organisationen, Verbänden und Initiativen zu engagieren und relevante Beiträge für eine weltweite nachhaltige Kaffeewirtschaft zu liefern. Hierzu zählen beispielsweise die Entwicklung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstandards, die Mitwirkung an der Zusammenstellung notwendiger Informationen und Daten sowie die Initiierung und Umsetzung von Qualifizierungs-, Innovations- und Community-Projekten in den Kaffeeanbauregionen.

Kaffee und Kaffeeanbau

2022

2021

2020

Menge bezogenen Rohkaffees (in 1.000 t)

171

213

201

Anteil an bezogenem Rohkaffee mit Nachhaltigkeitszertifizierungen (in %)

22

27

25

Aufgrund von Veränderungen in der Verfügbarkeit bestimmter Qualitäten – unter anderem witterungsbedingt – konnten wir 2022 den hohen Anteil an zertifiziertem Kaffee nicht halten. Wir haben parallel den Anteil an Produkten aus Gemeinschaftsprojekten in den Kaffeeursprungsländern, wie zum Beispiel aus Kolumbien, erhöht. Für die Zukunft prüfen wir Möglichkeiten, den Anteil an Rohkaffee, der der aktuellen Definition der GCP für zertifiziert oder verifiziert nachhaltigen Kaffeeanbau entspricht, wieder zu erhöhen. Darüber hinaus arbeiten wir aktuell an einem Konzept für „Regenerative Anbauregionen“. Dieses soll über einen ganzheitlichen Ansatz die Nachhaltige Entwicklung vor Ort dauerhaft sichern und eine schnelle Skalierung auf andere Anbauregionen und -länder ermöglichen.

Was wir 2022 erreicht haben

  • Weiterentwicklung einer Theory of Change zur Sicherstellung eines gruppenweit effizienten und stimmigen Vorgehens
  • Weiterentwicklung der Roadmaps für jeden relevanten Unternehmensbereich
  • Ausbau unseres Engagements bei der Global Coffee Platform (u. a. Mitwirkung bei der (Weiter-)Entwicklung des Coffee Sustainability Reference Codes, beim Projekt „Social Well-Being in Brazil“ und beim Roaster & Retailer Reporting)
  • Ausbau unseres Engagements im Deutschen Kaffeeverband (u. a. Mitwirkung in der Arbeitsgruppe „Rechtspflichten Nachhaltigkeit“ bei der Umsetzung der Anforderungen des LkSG. Hierzu gehören insbesondere die Durchführung einer umfassenden Risikoanalyse für die Hauptlieferländer Kaffee, die Etablierung eines Hinweisgebermanagementsystems „Kaffee“ und die Initiierung des Projekts „QC Conta“ zur lokalen Etablierung von Hinweisgebersystemen
  • Unterstützung eines Klimawandel-Forschungsprojekts der University of Florida, USA
  • Fortführung des Kreislaufwirtschaftsprojekts „Back to the Roots“ in Brasilien
  • Fortführung des Projekts „Höhere Erträge für Kaffeefarmen in Kolumbien“
  • Umsetzung bestehender und neuer Community-Projekte im Rahmen unserer Editionen „Kaffee des Jahres“, „Selection des Jahres“ und „Barista Perfection“ in Brasilien, Guatemala, Honduras, Indien, Mexiko, Peru, Sambia und Tansania
  • Analyse menschenrechtlicher Risiken in der Lieferkette im Rahmen der Umsetzung des LkSG
  • Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung nachhaltiger Kaffeeverpackungen
  • Engagement in der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Verpackung beim Deutschen Kaffeeverband“

Woran wir derzeit arbeiten

  • Fortführung bzw. Abschluss der oben genannten Kooperationen und Projekte und Kommunikation der Erkenntnisse
  • Entwicklung weiterer Nachhaltigkeitsprojekte und -maßnahmen in den Kaffeeanbauländern, u. a. in Zusammenarbeit mit 4C Services und der Sucafina Group
  • Entwicklung eines systemischen Engagements für regenerative Kaffeeanbauregionen in Brasilien
  • Einbindung unserer neuen Mehrheitsbeteiligungen Caffè Corsini und Roastmarket in die Theory of Change
  • Weiterentwicklung der Roadmaps zur Umsetzung der definierten Ziele in allen Unternehmensbereichen
  • Erarbeitung von Lösungen für nachhaltigere Kaffeeverpackungen