Wirtschaftsbericht
Rahmenbedingungen
Wie im Vorjahr war auch 2023 das wirtschaftliche Umfeld in einigen der für die Gruppe relevanten Märkten von den Auswirkungen der geopolitischen Krisen, gestiegenen Lebenshaltungskosten und einem weiterhin eingetrübten Konsum- und Geschäftsklima geprägt. Um der weltweit hohen Inflation entgegenzuwirken, erhöhten die Zentralbanken auch im Jahr 2023 die Leitzinsen.
Vor allem in Europa wurde die wirtschaftliche Erholung gedämpft, insbesondere durch eine geringere Verbraucherzuversicht, weiterhin hohe Energiekosten und ein hohes Zinsniveau. In Deutschland lag die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2023 bei 5,9 %. Das BIP ist im Verlauf des Jahres 2023 in Deutschland um 0,3 % zurückgegangen. Insbesondere beruhte der Rückgang auf dem geringeren privaten Konsum infolge nachwirkender Kaufkraftverluste und der gestiegenen Unsicherheit infolge geopolitischer Konflikte. Eine ähnlich gedämpfte Entwicklung zeigte sich für das Jahr 2023 in Italien mit einer Inflationsrate von 6,1 % und einem im Vergleich zum Vorjahr geringeren BIP-Wachstum von nur 0,7 % sowie in Frankreich mit einer nahezu konstanten Inflationsrate von 5,8 % und einem BIP-Wachstum von 1,0 %. In Großbritannien betrug das Wachstum lediglich 0,5 % (bei einem Anstieg der Konsumentenpreise von 4,2 %).
In den USA ist die Inflationsrate 2023 ebenfalls deutlich zurückgegangen und betrug im Jahresdurchschnitt 3,4 %, während die Wirtschaft auch aufgrund höherer privater Konsumausgaben um 2,5 % und damit stärker als im Vorjahr wuchs. Das Wachstum in Brasilien betrug 3,1 % und lag damit ebenfalls über dem Vorjahr, obwohl die geopolitischen Krisen und ein geringerer Export das Wachstum schwächten. Auch in China ist die Wirtschaft 2023 mit 5,2 % stärker als im Vorjahr (3,0 %) gewachsen, doch fiel die Erholung aufgrund der anhaltenden Krise des Immobiliensektors und sich abzeichnender struktureller Schwächen geringer als erwartet aus.
Geschäftsverlauf
Insgesamt hat sich die Melitta Group in diesem weiterhin herausfordernden Umfeld gut behauptet. Unser Hauptaugenmerk lag in 2023 auf der Sicherung der Qualität unserer Deckungsbeiträge. Wir haben hierzu bewusst auch Mengenreduzierungen in Kauf genommen. Des Weiteren wirkten sich bei einigen Geschäften auch länger andauernde Verhandlungen mit dem Einzelhandel und damit zusammenhängende Lieferpausen negativ aus. Insgesamt liegt der Umsatz um 6 % unter dem Niveau des Vorjahres.
a) Kaffee und Tee
Der im Jahr 2023 erzielte Absatz im Geschäftsfeld Kaffee und Tee der Melitta Group betrug insgesamt 166 Tsd. Tonnen und lag damit auf dem Niveau des Vorjahres (167 Tsd. Tonnen). Die Marktanteile am Kaffeegeschäft in Deutschland lagen mit 12,5 % über dem Vorjahresniveau (11,0 %), obwohl sich das Absatzvolumen verringerte. Nach den wesentlichen Volumenrückgängen im Vorjahr in den Regionen Nord- und Südamerika, wo die geschwächte Kaufkraft zu einer verstärkten Mengennachfrage der Konsumenten nach niedrigpreisigen Wettbewerbsprodukten führte, konnte im Geschäftsjahr 2023 das Absatzvolumen in Südamerika um 16,7 % gesteigert werden.
Aufgrund rückläufiger Rohmaterialpreise und einer gezielten Steuerung des Working Capital konnten die Rohkaffee- und Fertigwarenbestände im Verlauf des Jahres 2023 verringert werden.
Unsere Premiumteemarke Avoury® konnte im Geschäftsjahr 2023 den Absatz von Teemaschinen und Teekapseln ausbauen, insbesondere aufgrund der umgesetzten strategischen Maßnahmen in den Bereichen Marketing und Vertrieb. Roast Market hat sich in dem für das Geschäftsmodell außerordentlich schwierigen Marktumfeld 2023 gut behauptet und konnte das Niveau des Vorjahres halten.
b) Kaffeezubereitung
Im Bereich der professionellen Kaffeemaschinen konnte 2023 auch durch die Entwicklung des internationalen Marktumfeldes das Niveau der erbrachten Leistungen im Vergleich zum Vorjahr erneut spürbar gesteigert werden. Dies gilt insbesondere für die Regionen außerhalb von Europa, in denen neue Aufträge für Großverbraucher-Kaffeemaschinen abgeschlossen werden konnten. Positiv entwickelten sich zum Beispiel die Geschäftsaktivitäten in Nordamerika und Asien, insbesondere in China.
Im Bereich der Filterpapiere kam es – aufgrund von unterjährig erfolgten Lieferpausen durch die zuvor erwähnten Preisverhandlungen mit dem europäischen Einzelhandel – zu einem Absatzrückgang von insgesamt 13 %. Positiv entwickelte sich jedoch der Absatz im südamerikanischen Markt.
Nachdem sich der Absatz von Filterkaffeemaschinen und Kaffeevollautomaten in den Jahren 2020 und 2021 auch durch die Corona-Pandemie außerordentlich positiv entwickelte, ergab sich nach den Absatzrückgängen 2022 aufgrund der weiteren Normalisierung und des gedämpften Konsumklimas auch 2023 ein Mengenrückgang.
c) Haushaltsprodukte
Im Vergleich zum Jahr 2022 ist die Gesamtnachfrage der Kunden und damit das Gesamtvolumen in den relevanten Märkten 2023 weiter zurückgegangen. Dies gilt auch für die jeweiligen Produktgruppen der Melitta Group in diesem Geschäftsfeld. Des Weiteren wirkten sich unterjährig die bereits erwähnten Preisverhandlungen in Verbindung mit nicht platzierten Bestellungen des Einzelhandels negativ auf den Absatz in verschiedenen europäischen Märkten aus.
Der begonnene Weg zur vollständigen Zirkularität der Haushaltsprodukte und Verpackungen wird trotz herausfordernder Rahmenbedingungen weitergegangen. Nach wie vor gilt das Ziel, zum Jahr 2025 ausschließlich recycelte, recyclingfähige oder nachwachsende Rohstoffe für die Produkte und Verpackungen zu verwenden. Ein gelungenes Re-Design im Hinblick auf die Materialbeschaffenheit sind unsere Öko-Müllbeutel. Die Beutel bestehen mittlerweile zu 95 % aus wiederaufbereitetem Recyclingmaterial und tragen damit zu einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft bei.
Im Bereich der Staubfilterbeutel ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahr aufgrund unterjährig erfolgter Lieferpausen durch die zuvor erwähnten Preisverhandlungen mit dem Einzelhandel und den Verlust eines wesentlichen Geschäftskunden zurückgegangen.
d) Übrige Geschäfte
Im Bereich der Folienverpackungen für die Konsumgüterindustrie konnte ein höherer Absatz bei nachhaltigen, recyclingfähigen N-Viron-Flex® Folienlaminaten erzielt werden. Die Tapetenindustrie wurde 2023 weiterhin von den hohen Rohstoffpreisen und der schwachen Nachfrage insbesondere der osteuropäischen Märkte beeinträchtigt.
Ertragslage
Die Melitta Group erzielte 2023 einen Umsatz in Höhe von 2.149 Mio. €. Im Vergleich zum Vorjahr (2.284 Mio. €) entspricht dies einem nominalen Rückgang von 6,0 %. Währungsbereinigt beträgt der Umsatzrückgang 5,0 %. Aufgrund der weiterhin bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Auswirkungen der geopolitischen Krisen und des eingetrübten Konsum- und Geschäftsklimas bei weiterhin hohen Inflationsraten konnten die Erwartungen an den Umsatz nicht vollständig erfüllt werden.
Die Entwicklung der einzelnen Unternehmensbereiche zeigt, dass die Umsätze in den Geschäftsfeldern zwar größtenteils mengenbedingt zurückgegangen sind. Gleichzeitig führten vor allem die rückläufigen Materialkosten zu einer verbesserten Qualität der Deckungsbeiträge. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Gesamtentwicklung der Melitta Group im Berichtsjahr als zufriedenstellend dar.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Aufteilung des konsolidierten Netto-Umsatzes:
in Mio € |
31.12.2023 |
31.12.2022 |
---|---|---|
Kaffee |
982 |
1.058 |
Haushaltsprodukte |
587 |
635 |
Kaffeezubereitung |
545 |
549 |
Übrige |
35 |
42 |
Konzern |
2.149 |
2.284 |
Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffee liegt, insbesondere aufgrund von rückläufigen Verkaufspreisen im Zuge geringerer Rohkaffeepreise, insgesamt um 7,2 % unter dem Vorjahr. In Brasilien konnten dagegen die Umsatzerlöse im Jahr 2023 gesteigert werden. Positiv entwickelte sich auch der Umsatz mit Geschäftskunden im nordamerikanischen Markt.
Die Umsatzerlöse im Geschäftsfeld Haushaltsprodukte liegen um 7,6 % unter dem Vorjahresniveau. Eine positive Entwicklung gegenüber dem Vorjahr verzeichnete in diesem Segment der Bereich Cofresco Professional. Stabil entwickelte sich der Bereich Food Management der Cuki Gruppe.
Der Umsatz im Geschäftsfeld Kaffeezubereitung liegt um 0,7 % unter dem Vorjahr. Wie im Vorjahr wirkte sich die nach der Corona-Pandemie eingetretene nachhaltige Wiederbelebung der professionellen Heißgetränkezubereitung in der Individual- und Systemgastronomie positiv aus. Darüber hinaus trugen insbesondere auch die für die Sicherung der Deckungsbeiträge notwendigen Preiserhöhungen im Bereich Filterpapier zu dieser Entwicklung bei, die die Absatzrückgänge teilweise kompensieren konnten.
Vermögens- und Finanzlage
a) Vermögens- und Kapitalstruktur
Die Konzernbilanz der Melitta Group wies zum 31. Dezember 2023 ein Eigenkapital in Höhe von 332 Mio. € aus. Die Erhöhung zum Vorjahr i. H. v. 8 Mio. € ist per Saldo auf den Konzernjahresüberschuss, Veränderungen der erfolgsneutralen Währungsumrechnung sowie Einlagen und Entnahmen der Gesellschafter zurückzuführen.
Die Eigenkapitalquote beträgt 28 %. Hierbei wurde die Bilanzsumme um Bankguthaben sowie in sonstigen Aktiva enthaltene Finanzmitteläquivalente gekürzt.
Die Nettobankverschuldung der Melitta Group zum 31. Dezember 2023 beträgt 157 Mio. € (Vorjahr 243 Mio. €) und setzt sich zusammen aus Bankverbindlichkeiten und liquiden Mitteln. Die Nettofinanzverschuldung beträgt einschließlich weiterer verzinslicher Netto-Finanzverbindlichkeiten 180 Mio. € (Vorjahr 255 Mio. €).
Zur Liquiditätssteuerung und Optimierung des Working Capitals wurde im Rahmen eines ABCP-Programms (Asset Backed Commercial Papers) ein Teil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen verkauft. Darüber hinaus wurde für die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ein Supply Chain Finance Programm in Anspruch genommen.
Die Bankverbindlichkeiten reduzierten sich im Rahmen der 2023 erfolgten Refinanzierung um 79 Mio. € von 361 Mio. € auf 282 Mio. €.
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen reduzierten sich von 176 Mio. € auf 170 Mio. €. Bei den übrigen Rückstellungen einschließlich Steuerrückstellungen ergab sich eine Erhöhung um 6 Mio. € auf 155 Mio. €.
Zum 31. Dezember 2023 sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen der Melitta Group im Vergleich zum Vorjahr um 31 Mio. € gesunken. Die sonstigen Verbindlichkeiten haben sich gegenüber dem Vorjahr um 35 Mio. € erhöht. Hintergrund sind vor allem Verbindlichkeiten aus der zuvor erwähnten Inanspruchnahme von Programmen zur Liquiditätssteuerung und Optimierung des Working Capitals sowie Verbindlichkeiten im Rahmen einer Anteilsaufstockung an der Cuki Gruppe und an Coffee at Work.
Die Bilanzsumme des Konzerns reduzierte sich um 66 Mio. € von 1.364 Mio. € auf 1.298 Mio. €.
Das Anlagevermögen entsprach in etwa der Höhe des Vorjahres. Die Melitta Group investierte 55 Mio. € in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen, im Wesentlichen in den Maschinenpark, in Software und in die Anteilsaufstockungen bei der Cuki Gruppe und bei Coffee at Work. Gegenläufig wirkten sich Abschreibungen in Höhe von 56 Mio. € und sonstige Veränderungen aus.
Die kurzfristigen Vermögenswerte verringerten sich um 62 Mio. € von 917 Mio. € auf 855 Mio. €. Diese Reduzierung ist vor allem auf das Vorratsvermögen zurückzuführen, das sich infolge allgemeiner Rohstoffpreisminderungen und des Working Capital Managements verringerte.
b) Liquidität
Die Liquidität der Melitta Group wird anhand der Kapitalflussrechnung analysiert. Aus der laufenden Geschäftstätigkeit erwirtschaftete die Gruppe 2023 einen Mittelzufluss. Ein Mittelabfluss ergab sich aus der Investitionstätigkeit. Die Finanzierungstätigkeit umfasst im Wesentlichen die Reduzierung von Finanzverbindlichkeiten, Entnahmen der Gesellschafter und Zinszahlungen.
Im Geschäftsjahr 2023 standen dem Konzern unverändert ausreichende Barkreditlinien zur Betriebsmittelfinanzierung zur Verfügung.