Melitta Group Jahresbericht 2023

Wir gestalten die Zukunft des Kunststoffs

Herausforderung

In unserem Geschäftsfeld Haushaltsprodukte produzieren wir eine Vielzahl unterschiedlicher Haushalts- und Lebensmittelfolien sowie Abfall- und Staubsaugerbeutel für private und gewerbliche Verbraucher. Für die Konsumgüterindustrie entwickelt, produziert und liefert unser Unternehmensbereich ACW-Film zudem verschiedene Verbundfolien zur Aufbewahrung und zum Transport von Lebensmitteln für die Industrie. Darüber hinaus verwenden wir Kunststoffe für die Verpackungen eines Teils unserer Sortimente.

In unserem Wertschöpfungsbereich Kunststoffe und Kunststoffprodukte ist insbesondere die Umweltbelastung durch nicht und nur langsam zersetzende Kunststoffe, die in die Umwelt gelangen, mit nachhaltigkeitsrelevanten Herausforderungen verbunden: Werden Kunststoffe keiner stofflichen oder energetischen Verwertung zugeführt, können sie über Jahrzehnte Böden und Gewässer belasten. Studien zeigen, dass in vielen Ländern keine wirkungsvollen Sammel-, Sortier- und Recyclingsysteme zur Anwendung kommen, so dass ein Großteil der weltweit produzierten Kunststoffe nicht adäquat recycelt bzw. verwertet wird.

Dennoch hat sich gerade in den vergangenen Jahren – unter anderem im Rahmen der Covid-19-Pandemie – gezeigt, dass Kunststoffe als Material für Verpackungen und Produkte eine wichtige, mitunter unersetzbare Bedeutung haben. In der Herstellung und dem Angebot von Kunststoffen sehen wir daher auch zukünftig Wachstumschancen, sofern wir diese entlang der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln und dazu beitragen, Kunststoffe im Markt durchzusetzen, die keine Belastung für die Umwelt darstellen.

Eine Darstellung der Melitta Wertschöpfungskette von Kunststoffen

Ziele und KPIs

Unser Ziel ist es, ab 2030 ausschließlich Kunststoffe zu verarbeiten und zu verkaufen, den wir als „Kunststoff der Zukunft“ bezeichnen:

Der „Kunststoff der Zukunft“ wird aus recycelten und/oder nachhaltigen, erneuerbaren Rohstoffen klima- und ressourcenschonend hergestellt und ist in den geeigneten Sortimentsbereichen mehrfach verwendbar. Außerdem wird er nach Ende der Nutzung stofflich recycelt bzw. baut sich für den Fall fehlender Entsorgungsstrukturen in der Natur rückstandsfrei biologisch ab.

Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir bis 2025

  • den Anteil hochwertiger Rezyklate in unseren Produkten weiter erhöhen,
  • den Anteil recyclingfähiger Produkte und Verpackungen steigern,
  • Kunststoffe entwickeln, die in ökologisch verträglicher Zeit abgebaut werden
  • unser Sortiment an mehrfach nutzbaren Produkten und Verpackungen ausbauen und
  • proaktive Beiträge zur Entwicklung und Umsetzung eines leistungsfähigen Kreislaufwirtschaftssystems für Kunststoffe leisten.

Wir sind davon überzeugt, dass eine konsequente und umfassende Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsprinzips die Belastung der Umwelt durch Kunststoffe reduzieren kann. Denn – ganzheitlich gesehen – weisen Kunststoffe in vielen Anwendungen eine bessere Umweltbilanz als viele andere Materialien auf. Daher machen wir uns für eine Neuordnung der Kunststoffproduktion und -verwertung stark und verfolgen dabei den Ansatz „ReDesign – ReCycle – ReUse – ReDuce“. Hierzu suchen wir aktiv den Austausch mit anderen Marktteilnehmern, Initiativen und wissenschaftlichen Einrichtungen, zum Beispiel über das regelmäßig stattfindende Expertenforum des Unternehmensbereichs Cofresco.

In den vergangenen zehn Jahren haben wir bereits viele unserer Kunststoffprodukte mit Blick auf eine höhere Umweltverträglichkeit überarbeitet. Hierzu zählt insbesondere ein höherer Anteil an Rezyklaten und nachwachsenden Rohstoffen bei den von uns hergestellten Folien und Staubsaugerbeuteln. Seit Jahresende 2022 wird bereits die Hälfte der Cofresco Produkte aus recycelten Reststoffen aus der Produktion erneuerbarer Ressourcen oder Rezyklaten hergestellt. Den größten Anteil machen hierbei die Lebensmittelfolien und -beutel mit 70 Prozent recycelten Ressourcen sowie die Müllbeutel aus 80 Prozent recyceltem Plastik aus.

Um die oben genannten Ziele zu erreichen und dabei systematisch und koordiniert vorzugehen, haben wir 2020 das Projekt „Plastics at Melitta Group“ gestartet. Ziel des Projekts, an dem Vertreter aller unserer Unternehmensbereiche teilnehmen, ist es, ein gemeinsames Verständnis für die Ziele und Vorgehensweisen herzustellen, die Zusammenarbeit zu intensivieren und gemeinsam zukunftsweisende Lösungen zu erarbeiten. Im Ergebnis werden wir die individuellen Roadmaps der einzelnen Geschäftsbereiche zu einem Gesamt-Commitment der Melitta Gruppe zusammenführen, das wir auch von einer unabhängigen dritten Partei sowohl in der Gestaltung als auch in der Umsetzung überprüfen lassen werden. Da die Ellen MacArthur Foundation seit 2022 keine neuen zeichnenden Unternehmen mehr aufnimmt, werden wir das Commitment zwar nach den entsprechenden Prinzipien entwickeln, aber mit einem anderen geeigneten und glaubwürdigen Partner für das Jahr 2030 abschließen. Den Zeitrahmen haben wir auch vor dem Hintergrund der avisierten Neuregelung des europäischen Rechtsrahmens durch die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) überarbeitet, die voraussichtlich neue Rahmenbedingungen bis 2030 setzen wird.

Kunststoffe und Kunststoffprodukte

2022

2021

2020

Gesamtvolumen Kunststoffe (in t)

50.427

58.797

55.976

Einsatz Post-Consumer- bzw. Post-Industrial-Rezyklate (in t)

15.582

10.983

7.251

= % des Gesamtvolumens

31

19

13

Illustration die die Wichtigkeit vom Kunststoff der Zukunft für Melittas Strategie zeigt

Was wir 2022 erreicht haben

  • Ausbau eingesetzter Post-Consumer- bzw. Post-Industrial-Rezyklate von 19 auf 31 Prozent
  • Start der Verwendung von Kunststoff-Rezyklaten, die in unserem Social Business in Bangalore (Indien) aus Plastikabfällen hergestellt werden (Initiative „Fair Recycled Plastic“)
  • Ermittlung des CO2-Fußabdrucks diverser von uns hergestellter Kunststoffprodukte als Basis weiterer Optimierungsmaßnahmen
  • Steigerung des Anteils recycelter oder nachwachsender Rohstoffe in vielen unserer Kunststoffprodukte, z. B. Müllbeutel, Alufolie, Frischhaltefolie, Gefrierbeutel
  • Ersatz von Kunststoffen in unseren Produkten durch alternative, nachhaltigere Materialien
  • Markteinführung von N-Viron-Flex, einer sortenreinen und recycelbaren Einstoff-Verbundfolie für die Lebensmittelindustrie
  • Markteinführung mehrfach verwendbarer Produkte, z. B. Silikondeckel
  • Umstellung von Verpackungsmaterialien, u. a. durch Verwendung umweltfreundlicherer Alternativen, mehrfache Verwendung der Materialien und Umstellung auf Mehrweg-Umverpackungen
  • Gründung des Start-ups „B!anana OnlineDivision“ zum Angebot nachhaltiger Produktlösungen, z.B. Waschmittel, Reinigungskonzentrat
  • Erneute Unterstützung der Bildungsinitiative „Wirf mich nicht weg!“ des Umweltzentrums Hollen (seit 2015)
  • Ausbau der Informationsplattform „Cukipedia“, einer Wissensdatenbank für Verbraucherinnen und Verbraucher zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln im Kühlschrank
  • Erneute Organisation des Cofresco Forums, eines Expertenforums zur Weiterentwicklung von Lebensmittelverpackungen (regelmäßige Durchführung seit 2001)
  • Weiterentwicklung der Erfassungs- und Kennzahlensystematik, Analyse der Lieferketten, Bewertung von Risiken und Ableitung von Verbesserungspotenzialen
  • Entwicklung und Konkretisierung von Roadmaps für jeden betroffenen Unternehmensbereich mit dem Ziel einer Zusammenführung aller Roadmaps zu einer gruppenweiten Kunststoff-Roadmap und einem entsprechenden externen Commitment für das Jahr 2030

Woran wir derzeit arbeiten

  • Weitere Integration von nachhaltigen Rohstoffen in unsere Haushaltsprodukt-Sortimente
  • Einrichtung einer Arbeitsgruppe für Mehrweg-Lösungen
  • Fortführung der oben genannten Kooperationen und Projekte
  • Entwicklung der gruppenweiten Roadmap und des entsprechenden externen Commitments