Fair Recycled Plastic: Social Business im Kunststoffrecycling
Herausforderung
Kunststoffe haben zahlreiche Vorteile: Hierzu zählen vor allem ihre Flexibilität, ihr geringes Gewicht und ihre Widerstandsfähigkeit. Sie schützen, sorgen für Hygiene und erleichtern den Transport. Häufig weisen sie auch eine bessere Umweltbilanz als andere Materialien auf.
Doch werden Kunststoffe nach ihrem Gebrauch nicht fachgerecht entsorgt, belasten viele von ihnen unsere Ökosysteme. Kunststoffe müssen daher im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft hergestellt, verwendet, gesammelt und recycelt werden. Außerdem sollten möglichst viele Kunststoffe eingesetzt werden, die sich nach ihrem Gebrauch in der Natur biologisch und rückstandsfrei abbauen.
In der indischen Metropole Bangalore beispielsweise landen täglich rund 3.500 Tonnen Müll am Straßenrand oder auf illegalen Deponien. Ein flächendeckendes staatliches Entsorgungssystem fehlt. Das ist ein Problem für die Umwelt, ermöglicht aber gleichzeitig Menschen, im informellen Sektor ihren Lebensunterhalt zu verdienen: Die sog. Waste Picking Communities, die einer der ärmsten ehemaligen Kasten entstammen, leben seit vielen Jahren vom Sammeln und Verkaufen dieser Abfälle. In Bangalore sind dies schätzungsweise 15.000 Frauen und Männer, die als Waste Picker (Müllsammler) arbeiten.
Ziele und KPIs
Mit der Initiative „Fair Recycled Plastic“ wollen wir dazu beitragen, die Meere und Böden von Kunststoffen zu befreien. Die Initiative soll ein innovatives Beispiel für eine nachhaltige Kunststoffproduktion und -verwertung sein und gleichzeitig aufzeigen, wie dabei auch die Lebensbedingungen der Waste Picking Communities vor Ort verbessert werden können.
Gemeinsam mit der Yunus Social Business Fund gGmbH und dem Melitta Unternehmensbereich Cofresco wurde 2020 der Recyclingbetrieb Vishuddh Pvt. Ltd. in Bangalore (Indien) gegründet. In dieser Social Business Organisation werden jährlich rund 2.000 Tonnen Kunststoffrezyklate aus Low-Density-Polyethylen-Abfällen hergestellt. Mit den Rezyklaten werden wiederum Müllbeutel der Marken Swirl® und handy bag® von Cofresco hergestellt.
„Vishuddh Recycle“ bezieht die Kunststoffabfälle von Entsorgungsunternehmen, die für bessere Arbeitsbedingungen ihrer Müllsammler sorgen. Alle erwirtschafteten Gewinne fließen in das Unternehmen oder die Lieferkette zurück oder werden in Bildung und Gesundheitsvorsorge für die Menschen vor Ort investiert. So unterstützt „Vishuddh Recycle“ beispielsweise die „Smile Foundation“ und den „Hasiru Dala Trust“. Die „Smile Foundation“ leistet mit mobilen Kliniken kostenlose medizinische Erstversorgung in den Armenvierteln. Der „Hasiru Dala Trust“ führt Bildungsaktivitäten wie Gemeindebibliotheken und Workshops durch, um das soziale, emotionale und kognitive Wachstum von Kindern zu fördern und mit ihnen auf einen besseren Schulabschluss hinzuarbeiten.
Auf diese Weise wird nicht nur eine bessere Abfallinfrastruktur in Bangalore geschaffen. Es entstehen auch zusätzliche Einkommensquellen und bessere Lebensbedingungen für die Abfallsammler. Ihnen eröffnen sich so neue Zukunftsperspektiven und eine größere Wertschätzung. Die Initiative wird im Rahmen des develoPPP-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft finanziell unterstützt.
Was wir 2022 erreicht haben
- Gründung des Recyclingunternehmens „Vishuddh Recycle“ als Social Business in Bangalore
- Beginn der Aufbereitung der von Partnerunternehmen gesammelten Kunststoffabfälle
- Start der Wiederverwertung der hergestellten Rezyklate für die Müllbeutelproduktion von Swirl® und handy bag®
- Start der Kooperation mit „Smile Foundation“ und „Hasiru Dala Trust“.
Woran wir derzeit arbeiten
- Ausbau der Herstellungskapazitäten auf ca. 2.000 Tonnen Kunststoffrezyklate pro Jahr
- Schaffung weiterer Arbeitsplätze
- Intensivierung der Kooperationen mit „Smile Foundation“, „Hasiru Dala Trust“ und weiteren Social Business Organisationen
- Analyse der Möglichkeiten zur Skalierung unseres Engagements über Bangalore hinaus, gegebenenfalls mit Partnerorganisationen