Die nachhaltige Transformation
Welche Vision hat die Melitta Gruppe in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Katharina Roehrig: Wir sind fest von der Notwendigkeit eines regenerativen Wirtschaftens überzeugt, weil es nur so eine lebenswerte Zukunft für uns alle geben wird. Wir befinden uns daher in einem umfassenden Transformationsprozess, den wir mit „Transform to Flourish“ überschrieben haben. Hierzu gehören drei Dimensionen, in denen wir denken und handeln: Eine regenerative Wertschöpfung unserer Produkte, einer auf Wertschätzung und Respekt basierende Arbeits-Kultur und der Social-Business-Ansatz im Sinne einer gemeinschaftsorientierten Schaffung von Wohlstand. In unseren primären Handlungsfeldern – Kaffee, Kunststoff, Zellstoff und Elektrogeräte – verfolgen wir dabei Zukunftskonzepte, die in den jeweiligen Branchen Maßstäbe setzen sollen.
Warum spielen regenerative Wertschöpfung, Arbeits-Kultur und Social Business für die Melitta Gruppe eine so große Rolle?
Stefan Dierks: Wir sehen in diesen drei Dimensionen zentrale Eckpfeiler eines nachhaltigen, regenerativen Wirtschaftens, das die bestehenden Systeme nicht nur erhält, sondern einen Beitrag dazu leistet, sich wieder zu erholen Unser Ziel ist der Wandel von der Konsum- zur Sinngesellschaft, in der die Wertschöpfung eines Unternehmens nicht nur an Wachstum und Gewinnmaximierung, sondern auch an sozialen und ökologischen Zielen und Ergebnissen gemessen wird. Dies erfordert die konsequente Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsprinzips, die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien und eine regenerative Landwirtschaft. Und dies eingebettet in eine Kultur des Miteinanders, die von Wertschätzung und Respekt geprägt ist und sich für gute Umwelt- und Lebensbedingungen einsetzt – auch über das Kerngeschäft hinaus. Dies bedeutet auch, dass wir uns für die Gemeinschaften im Umfeld unseres Geschäfts engagieren und so einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft leisten.
Wie gelingt diese Transformation?
Katharina Roehrig: Wir beschäftigen uns mit dieser Transformation bereits seit rund zehn Jahren. 2015 haben wir dann einen Kulturwandelprozess angestoßen, um die Offenheit für die immer häufigeren Veränderungen zu fördern, die Feedback-Kultur auszubauen und unsere Führungsmethoden und -prinzipien weiterzuentwickeln. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die beste Überzeugungsarbeit durch Gespräche, das Vorleben erwünschter Verhaltensweisen auf Führungsebene und Leuchtturmprojekte geleistet werden kann. Wichtig ist außerdem, Nachhaltigkeit trotz mancher Rückschläge kontinuierlich auf die Agenda zu setzen und dabei die nachhaltige Transformation nicht nur im Kopf zu verankern, sondern auch im Herzen und im Bauch.
Stefan Dierks: Eine nachhaltige Transformation kann nur gelingen, wenn sie kollaborativ und ganzheitlich gedacht und umgesetzt wird. Denn es geht um systemische Herausforderungen, die umfassende und tiefgreifende Veränderungen erfordern. Dazu sind gründliche – manchmal auch schonungslose – Analysen notwendig, um zu verstehen, welche Veränderungen in welchen Themenfeldern vorzunehmen sind. Auf dieser Basis entwickeln wir unsere Strategien und daraus abgeleiteten Maßnahmen kontinuierlich weiter.
Welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte und die Mitarbeitenden?
Katharina Roehrig: Eine ganz entscheidende! Denn die Transformation in allen Unternehmensbereichen wirksam zu verankern, ist eine so komplexe Aufgabe, dass sie nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Elementar ist es daher, die Menschen mitzunehmen und sie zu motivieren, die Transformationsprozesse mit viel Eigeninitiative voranzutreiben. Das führt nicht nur zu einer höheren Umsetzungsgeschwindigkeit, sondern auch zu einer größeren Ideenvielfalt.
Stefan Dierks: Gleichzeitig braucht es eine neue Offenheit gegenüber externen Sichtweisen und Erkenntnissen, Initiativen und Bewegungen – auch gegenüber anderen Akteuren in den Wirtschaftssektoren. Deshalb haben wir nicht nur die Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsexperten, Zukunftsforscherinnen und Hochschulen, sondern auch unser Engagement in Verbänden und Arbeitskreisen in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Auch das war ein Lernprozess, von dem wir sehr profitiert haben. In den kommenden Jahren wollen wir daher die interne und externe Kollaboration weiter verstärken.
Wohin wird sich die Melitta Gruppe in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
Katharina Roehrig: Für unsere primären Handlungsfelder haben wir sehr klare Zukunftskonzepte entwickelt, die wir alle bis spätestens 2030 erreichen wollen. Unser Anspruch ist es, in diesen Wertschöpfungsbereichen eine Vorreiterrolle im Markt einzunehmen und so unsere ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Wirkung auszubauen. Gleichzeitig wollen wir unsere Geschäftsaktivitäten noch stärker an den drei erwähnten Dimensionen – regenerative Wertschöpfung, Arbeits-Kultur und Social Business – ausrichten. Die strategischen Schwerpunkte für die nächsten zehn Jahre werden derzeit für die Gruppe und – darauf aufbauend – für die Unternehmensbereiche erarbeitet. Transformation wird dabei permanent im Fokus stehen, denn sie ist ein kontinuierlicher, nie endender Prozess.
Katharina Roehrig ist Geschäftsführerin des Zentralbereichs Kommunikation und Nachhaltigkeit.
Stefan Dierks ist Director Sustainability Strategy im Zentralbereich Kommunikation und Nachhaltigkeit.